CDU sieht Tiefengeothermie in der Region kritisch
„Als CDU stehen wir grundsätzlich für Technologieoffenheit. Aber Projekte im Bereich Tiefengeothermie sind technisch anspruchsvoll und nicht ohne Risiken. Entsprechende Projekte müssen anhand von fundierten Argumenten auf Basis von wissenschaftlichen Daten und Fakten und nach Abwägung von Chancen und Risiken realisiert werden. Dies gilt insbesondere für ein Erdbebenrisikogebiet wie dem Oberrheingraben, in dem wir leben. Und von den Argumenten für Tiefengeothermie in unserer Region sind wir nicht überzeugt“, begründet der Vorsitzende der CDU Schwetzingen, Nils Melkus, die Haltung der Christdemokraten.
Es gebe in der Region bisher keine einzige Tiefengeothermieanlage, die einen nennenswerten Beitrag zur Wärmegewinnung leistet. „Verwiesen wird hier immer auf die Tiefengeothermieanlage der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Bruchsal, die seit Jahren ohne größere Probleme betrieben werde. Die Wahrheit ist: diese Anlage versorgt gerade einmal eine einzige Liegenschaft des Polizeipräsidiums Bruchsal mit Wärme. Dabei gibt es auch in Bruchsal ein Fernwärmenetz, in das Wärme eingespeist werden könnte“, so Melkus. Für die Christdemokraten sei daher die Frage offen, ob unter den geologischen Bedingungen des Oberrheingrabens Tiefengeothermie überhaupt einen nennenswerten Beitrag zur Wärmegewinnung leisten kann und ohne Lithiumgewinnung wirtschaftlich darstellbar ist.
Geohardt habe die spätere Lithiumförderung explizit nie ausgeschlossen. „Jeder muss wissen: für die Lithiumförderung braucht es keine zusätzliche Genehmigung. Mit bestehenden Tiefengeothermieanlagen könnte auch Lithium gefördert werden. Hier stellen sich aber ganz neue Fragen vor allem in Bezug auf den Wasserverbrauch der Anlagen durch die Lithiumförderung und die Sicherheit der Anlagen durch den erhöhten Druck. Wenn die Absicht besteht Lithium zu gewinnen, muss dies vor einer Errichtung einer Tiefengeothermieanlage transparent dargestellt und diskutiert werden. Sollte diese Absicht nicht bestehen, muss Geohardt dies im Vorfeld ausschließen“, so Melkus.
Hinzu komme die Frage der Schadensregulierung. Wie schwierig dieses Thema sei, habe man bereits bei den seismischen Messungen gesehen. „Versprochen wurde eine frühzeitige, offene und transparente Kommunikation. Am Ende war die Kommunikation lückenhaft und zu spät. Versprochen wurden eine schnelle Begutachtung und Regulierung von gemeldeten Schäden. Ein halbes Jahr später sind Schadensmeldungen immer noch nicht abschließend begutachtet, reguliert und Bürger bleiben auf sich gestellt. Dies alles hat Vertrauen und Akzeptanz gekostet“, so Melkus.
Unstrittig sei, dass das Fernwärmenetz in der Region mittelfristig nach Abschaltung des Großkraftwerks Mannheim mit Wärme aus erneuerbaren Energien gespeist werden müsse. „Tiefengeothermie soll nach Plänen der MVV aber hier nur einen Beitrag von etwa 30 Prozent leisten. Wir sind der Ansicht, dass es hierfür ausreichend Alternativen gibt, die mit deutlich weniger Risiken verbunden sind“, erklärt Melkus. Eine Möglichkeit sei die Flusswärme. Die MVV habe gerade erst eine Anlage zur Wärmegewinnung am Rhein im Bereich des Großkraftwerks in Mannheim errichtet.
Des Weiteren gebe es Potentiale im Bereich Biogas. Die grün-schwarze Landesregierung habe kürzlich unter Federführung des CDU-geführten Landwirtschaftsministeriums eine ambitionierte Biomassestrategie auf den Weg gebracht, um die Potentiale von Biogas noch stärker zu nutzen. Eine weitere Möglichkeit sei der Ausbau der thermischen Abfallverwertung. Mittelfristig gebe es außerdem die Möglichkeit, Gaskraftwerke mit grünem Wasserstoff zu betreiben. „Wir müssen auch bei uns die Infrastruktur in Form von Elektrolyseurleistung zur Produktion von grünem Wasserstoff aufbauen, um nicht vollständig von Importen abhängig zu sein. Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff entsteht zudem Abwärme. Die Abwärme der Elektrolyseure könnte ebenfalls genutzt und in das Fernwärmenetz eingespeist werden“, so Melkus.